Anja Bukschat

Als gebürtige Berlinerin (Jahrgang 1970) bin ich mit der Zerrissenheit meiner Stadt aufgewachsen. Die Shoah hat mich bereits als Schülerin beschäftigt und seitdem nicht mehr losgelassen. Während meines Studiums an der Freien Universität Berlin haben mich interdisziplinäre Seminare über den Holocaust und die Begegnungen mit jüdischen Studenten besonders beeindruckt. Was ich über das jüdische Leben damals und heute lernen durfte, hat meinen weiteren Weg nachhaltig geprägt. Für meine Abschlussarbeit beschäftigte ich mich mit israelischen und deutschen Dokumentarfilmemachern, die ihre eigenen Familien zur Shoah befragt hatten. Dies veranlasste mich dazu, auch in meinem Familienumfeld Ahnenforschung zu betreiben. Und so musste ich erkennen, dass einer meiner Großväter Mitglied der Waffen-SS gewesen war.

Schließlich waren es die 35 Stolpersteine in meiner Straße, die mich dazu bewegten in den Archiven die Geschichten meiner ehemaligen jüdischen Nachbarn zu recherchieren. Ich war fasziniert, wie viele Informationen sich dort über meine damaligen Mitbürger verbargen.

Der Verlust dieser Menschen ist für mich stets gegenwärtig, denn es sind immer die einzelnen Persönlichkeiten, die einer Stadt ein Gesicht geben – und dieses Gesicht prägt dann wiederum die nachfolgenden Generationen.

Eines Tages meldete sich eine Familie aus Israel bei mir. Sie bat mich darum, mehr über ihre Berliner Vorfahren in Erfahrung zu bringen. Aus dieser Familienforschung ist mein Projekt Avudim Berlin entstanden.

Inzwischen erfährt Avudim Berlin Unterstützung durch zwei promovierte Historiker, die mir bei der historischen Einordnung wertvolle Dienste erweisen.